Wo ist denn hier ein Berg? fragt mich ein Freund, der aus dem Thüringer Wald kommt. Na, hier! Wir sind hier mit Bergen nicht verwöhnt. In der nahegelegenen Magdeburger Börde ist ja bekanntlich die Zuckerrübe die höchste Erhebung und einzige schattenspendende Pflanze ... |
Im Bundesland Sachsen/Anhalt, zwischen Köthen
und Halle an der Saale - in einer Entfernung von 20 bzw. 14 km,
erhebt sich eine das umgebende Flachland weit überragende
Porphyrkuppe, ursprünglich Lauterberg, seit dem 14. Jahrhundert
nach dem Stiftspatron Petersberg genannt. Mit seiner Höhe von
250 m ü. N.N. ist der weithin sichtbare Petersberg die höchste
Erhebung zwischen Harz und Ural.
Letzteres ist zumindest eine weit verbreitete Meinung, die aber laut
Wikipedia
nicht stimmt.
Das auf dem Berggipfel gelegene ehemalige Augustiner-Chorherrenstift wurde 1124 durch Graf Dedo IV. von Wettin und Markgraf Konrad von Meißen gegründet, nach der Säkularisierung 1538/40 sächsisches Amt, seit 1698 in brandenburgischem Besitz. Zur Gründungszeit war bereits ein Sakralbau auf dem Berge vorhanden, die sogenannte Alte Kapelle, eine Rotunde mit halbkreisförmiger Apsis.
Der Bau der Stifts-Kirche St. Petrus, einer dreischiffigen kreuzförmigen Basilika mit großem mehr-teiligem Sanktuarium und mächtigem West-Querturm, wurde bald nach 1124 begonnen. Geweiht wurde sie zwischen 1142 und 1151. Durch Brand 1565 weitgehend zerstört stand die Kirche über Jahrhunderte als Ruine. 1853-57 erfolgte ein weitgehend originalgetreuer Wiederaufbau.
Große Teile der alten Basilika sind im
bestehenden Bau erhalten, im 19. Jh. wurden das Mittelschiff und
die Oberteile der Seitenschiffe vollständig erneuert. Sämtliche
Rundbogenfenster des Langhauses und die Schall-Arkaden im oberen
Turmgeschoß sind gleichfalls neu, original sind lediglich einige
kleinere Öffnungen des Turmes. Der heutige Raumeindruck des
Langhauses ist stark vom Wiederaufbau 1853-57 geprägt, vor allem
durch die Mittelschiffpfeiler, je 4 mit fast 8eckigem Querschnitt
und frei erfundenen figürlichen Zwickelreliefs unter den die
spätromanischen Formen der Klausur kopierenden Kämpfern.
Die massive Westempore wurde 1856 eingebaut, in romanischer Zeit war das
Turminnere ein einziger, zum Langhaus geöffneter Raum von
Mittelschiffhöhe, über dem sich die oberen Turmgeschosse
befanden. - In der Turmhalle befindet sich ein monumentales
Kenotaph
des Markgrafen Konrad (+1157) und seiner Familie. Ebenfalls aus
der Begräbniskirche des 16. Jh. stammt der aus Sandstein
gefertigte überlebensgroße Kruzifixus an der Nordwand des
Querhauses.
Die Stiftskirche auf dem Petersberg gehört heute zur Landeskirche der EKM
(Evangelische Kirche in Mitteldeutschland).
Sie bot über ihre Funktion als örtliche Pfarrkirche hinaus schon seit langem Raum für größere
kirchliche Ereignisse der Region - z.B. Jugendwallfahrten (auch katholische) -
und kirchenmusikalische Veranstaltungen. Solches besonders zu fördern war das Ziel des
nach der Wende durch Initiative von Günter Loske, damals Pfarrer auf dem Petersberg,
gegründeten Ökumenischen Petersbergvereins e.V., der von ihm bis zu seiner Pensionierung 1997 geleitet wurde.
Die anschließende Pfarrstellenvakanz hat der Verein weitgehend überbrückt, bis
die Nutzung der Kirche und des ehemaligen Pfarrhauses im März 1999 an die Brüder der
Communität Christusbruderschaft Selbitz
(CCB) übergeben wurde. Das ehemalige Pfarrhaus wurde mit erheblichem Aufwand und
tatkräftiger Mithilfe der Christus-Brüder renoviert und zum KLOSTER PETERSBERG umfunktioniert.
Kirche und Kloster werden jetzt von der Kirchlichen Stiftung Petersberg getragen.
Die CCB ist ein evangelischer Orden und entstand
innerhalb der Evang.-Luth. Kirche Bayerns (1949) aus einem
geistlichen Aufbruch. Diese Gemeinschaft besteht aus
Schwestern und Brüdern, die sich für eine verbindliche,
lebenslange Gemeinschaft mit den evangelischen Leuchtzeichen
Armut, Keuschheit und Gehorsam verpflichtet haben. Neben Gebet
und Verkündigung liegt ihr Auftrag in der Aufnahme und
Begleitung von Menschen in den Einkehrzentren in SeIbitz (bei
Hof), Hof Birkensee (bei Nürnberg), KLOSTER WÜLFINGHAUSEN (bei
Hannover) und KLOSTER PETERSBERG.
So ist die Stiftskirche heute die Gottesdienststätte des Klosters Petersberg
und zugleich die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde
des am Fuß des Berges gelegenen Dorfes Petersberg. Alle Sonntage
wird um 10:30 Uhr ein Abendmahlsgottesdienst gefeiert. Außerdem
wird sonntags um 18:00 Uhr die Vesper gesungen. An Wochentagen
(außer Montag) sind die Gebetszeiten der Mönche um 8:00, 12:00
und 18:00 Uhr. Dazu sind Besucher stets herzlich willkommen.
In der kalten Jahreszeit finden die Gottesdienste in einer gut geheizten
Seitenkapelle statt, die etwa 70 Personen fasst.
Autor:
Der Autor dieser Internetseiten ist Wilfried Büchse,
ab 1997 Vorsitzender des Ökumenischen Petersbergvereins e.V. (2001 aufgelöst)
und Mitglied im Kuratorium der Kirchlichen Stiftung Petersberg (im Jahre 2016 altershalber auf eigenen Wunsch ausgeschieden).
Links:
Communität Christusbruderschaft,
Kloster Petersberg, Bergweg 11, 06193 Petersberg,
Tel. 034606-20409, Fax 034606-21405, eMail: petersberg@christusbruderschaft.de
Freundeskreis für den Erhalt der Stiftskirche Petersberg bei Halle e.V.